Blutgruppenernährung

Der amerikanische Naturheilkundler Peter J. D’Adamo hat im Jahr 2000 eine weitere Ansicht zur Ernährungsweise auf den Markt gebracht, die Blutgruppenernährung. Dieser Ernährungsplan, der auf die individuelle Blutgruppe zugeschnitten ist, soll laut D’Adamo neben dem Gewichtsverlust und gesteigertem Wohlbefinden auch krankheitsvorbeugend sein. Sein Grundprinzip ist, dass die unterschiedlichen Antigene jeder Blutgruppe mit den Lektinen, die durch die Nahrung aufgenommen werden, reagieren. 1


Inhaltsverzeichnis


1. D'Adamos Weiterführung der Beobachtungen seines Vaters

2. Allgemeine Hintergrundinformationen

3. Evolutionstheorie nach D'Adamo

4. Hintergrund und Struktur des Ernährungsplans

5. Wissenschaftliche Kritikpunkte an der Blutgruppenernährung

6. Selbstversuch

7. Literatur- und Quellenverzeichnis

1. D'Adamos Weiterführung der Beobachtungen seines Vaters


James D´Adamo war der Überzeugung, dass kein Mensch dem anderen gleiche. "Jeder Mensch unterscheidet sich vom anderen hinsichtlich des Fingerabdrucks, Lippenabdrucks und der Stimme." Somit hielt er es für abwägig, dass zwei Personen die gleichen Nahrungsmittel essen sollten, da jeder Körper spezielle Stärken, Schwächen und Anforderungen habe. James D´Adamo machte seinen Abschluss 1957 in Naturheilkunde an einem College in den USA. Daraufhin verließ er die USA und praktizierte an vielen Kurorten in Europa. Während dieser Zeit fiel ihm auf, dass die Küche dieser Sanatorien, welche aus vegetarischer und fettarmer Kost bestand, nicht allen Patienten gut bekam. Den Grund hierfür suchte er in den Blutgruppen, da Blut für ihn die grundlegende Nahrungsquelle des Organismus darstellte. Im Hinblick dieser Erkenntnisse und der Erfahrungen, die er im Laufe der Jahre mit Patienten machte, kam er zu dem Schluss, dass Patienten mit der Blutgruppe A eine Kost, die viel tierisches Eiweiß enthielt schlecht bekamen, es ihnen jedoch besser ging, wenn sie pflanzliche Eiweiße wie Soja und Tofu zu sich nahmen. Milchprodukte führten bei diesen Patienten zu reichlicher Schleimproduktion in den Nebenhöhlen und den Atemwegen. Desweiteren bekam ihnen erhöhte körperliche Betätigung schlecht, wobei leichte wie z.B. Yoga für gesteigertes Wohlbefinden sorgte. Anders ging es Patienten mit der Blutgruppe 0, die eine Kost mit viel tierischem Eiweiß zu sich nahmen, sehr gut. Sie fühlten sich durch körperliche Betätigung wie Jogging gestärkt. Diese Grunderkenntnisse versuchte sein Sohn P. J. D’Adamo weiter zu entwickeln und durch wissenschaftliche Forschungen zu belegen. (Quelle: D'Adamo)

2. Allgemeine Hintergrundinformationen


ABO-Blutgruppenantigene
Abb. 1
Die ABO-Blutgruppenantigene
(erstellt von Corinna Kötter
nach Vorlage von
Biochemische Grundlagen von Blutgruppen)

Um die von D’Adamo beschriebenen Zusammenhänge und Prozesse nachvollziehen zu können werden im Folgenden genetische, biochemische und physiologische Grundlagen beschrieben.

2.1 Biochemischer Hintergrund des AB0-Systems

Das ABO-System, unter Einbezug des Rhesusfaktors, besitzt die höchste Antigenität und ist somit das wichtigste Klassifizierungssystem der Blutgruppen. Entdeckt wurde es 1901 von Karl Landsteiner aufgrund von Hämagglutinationstestverfahren. Die Merkmale der Blutgruppen werden nach den Mendel’schen Regeln vererbt, wobei die Allele A und B dominant und das Allel 0 rezessiv sind. Diese genetischen Kombinationen und die daraus folgende Antigenpräsentation der Erythrozyten bestimmen die Eigenschaften der jeweiligen Blutgruppe. Blutgruppenantigene befinden sich auf der Oberfläche von Erythrozyten und bestehen bezüglich des Rhesusfaktors aus Proteinen und bezüglich des AB0-Systems aus Kohlenhydraten, wobei die Rh/rh-Antigene maßgeblich zum Strukturerhalt der Zelle beitragen und nur auf den roten Blutzellen zu finden sind. Im Gegenzug können die aus Kohlenhydraten aufgebauten Antigene auch in Sekreten und an anderen Körperzellen gefunden werden und sind kovalent an membranintegrale Proteine (Serin oder Threonin) und Lipide gebunden. Die Antigene des AB0-Systems bestehen aus einem Trägermolekül und dessen Antigen bestimmender Determinante. Das Sphingolipid Ceramid bildet dieses Trägermolekül, wobei dessen alkoholische OH-Gruppe als antigene Determinante zur Bindungsstelle für Monosaccharide fungiert. An der Biosynthese beteiligte Monosaccharide sind:

Glykosyltransferasen katalysieren die unterschiedlichen Monosaccharide und heften diese blutgruppenspezifisch an eine Disaccharidgrundstruktur, bestehend aus D-Galactose und N-Acetyl-D-Glucosamin. 2

Durch diesen Vorgang entsteht die Substratspezifität der Blutgruppenantige. Wird an die Galactosegrundstruktur ein Fructosylrest mit einer 1,2-glycosidischen Bindung gebunden, entsteht ein Oligosaccarid, welches das H-Antigen und somit die Blutgruppe 0 definiert. Zur Bildung des A-Antigens wird an die 3‘ Position der Galactose des H-Antigens das Monosaccarid N-Acetylgalactosamin durch eine kovalente Bindung geheftet, für das B-Antigen wird an dieser Stelle Galactose gebunden. Die jeweilig beteiligte Glykosyltransferase ist genomabhängig. Jedes Allel codiert ein Enzym, das einen bestimmten Kohlenhydratrest an die Oberfläche der roten Blutzelle anfügt (Abb. 1). 3 4

Genotyp A: Gensequenz codiert N-Acetylgalactosaminyltransferase (A-Transferase)

Genotyp B: Durch Punktmutation in der Gensequenz codierte Galaktosyltransferase (B-Transferase)

Genotyp 0: Durch Leserasterverschiebung in der Gensequenz wird ein inaktives Enzym codiert, es werden keine Antigene präsentiert

2.2 AB0-Sekretor und Lewis Subtypstatus nach D'Adamo und Kelly

2.2.1 Charakterisierung

Eine Person wird als AB0-Sekretor bezeichnet, wenn blutgruppenspezifische lösliche Antigene in Körperflüssigkeiten wie Speichel, Tränen und Serum nachweisbar sind. Folglich können körperfremde Blutzellenantikörper frühzeitig gebunden werden, wodurch beispielsweise eine Bindung von Blutzellen agglutinierenden Lektinen verhindert werden kann. Bei dem weitaus seltener vorkommenden nicht-Sekretor Typ können diese Antigene nicht nachgewiesen werden. Somit ist der ausschlaggebende Unterschied zwischen Sekretoren und nicht-Sekretoren die qualitative und quantitative Zusammensetzung der Körperflüssigkeiten. 5

2.2.2 Genetische Determinante

Der Sekretor-Faktor wird in einem dominant-rezessiven Erbgang über die beiden Allele "Se" und "se" vererbt. Bezüglich der Lokalisation der Antigenexpression werden zwei Gene unterschieden: das H-Gen (FUT1), dessen Expression primär in den Erythrozyten auffindbar ist und dort wie bereits beschrieben die Synthese der Oberflächenstrukturen der roten Blutkörperchen codiert, und das Sekretor-Gen (FUT2), dessen Expression in sekretorischem Gewebe stattfindet. Dort werden auf dem gleichen Weg Blutgruppenantigene gebildet. 6

2.2.3 Beziehung von ABO-Sekretor und dem Lewis System

Das H-Gen codiert Glycosyltransferasen, die sowohl für die Antigensynthese des AB0-Systems, als auch für die des Lewis Systems notwendig sind. Somit sind diese beiden Klassifizierungen der Blutgruppen strukturell einander zugehörig und können zueinander in Relation gesetzt werden. Der Lewis Phänotyp wird, bezogen auf nur zwei der sechs unterschiedlichen Antigene dieses Blutgruppensystems, in Lewis positiv (a+b-/a-b+) und Lewis negativ (a-b-) unterteilt. Der Phänotyp Le (a-b+) steht in Korrelation mit der positiven Expression des FUT2 Gens und der daraus folgenden Synthese der Glycosyltransferase, die zur Umwandlung von a-Antigenen in b-Antigenen notwendig ist. Dieser Bezug zum AB0-System gibt Auskunft über den Sekretor-Typ:

Lewis Phänotyp

ABO-Sekretor Status

Le (a+b-)

Immer AB0-nicht-Sekretor

Le (a-b+)

Immer AB0-Sekretor

Le (a-b-)

Kein AB0-Sekretor, aber individuelle metabolische Nebenerscheinungen, daher keine schlüssige Auskunft zum Sekretor

2.2.4 Physiologische Auswirkungen von Sekretor und nicht-Sekretor

Bürstensaum-Hydrolase des Gastrointestinaltrakts

Die individuelle Blutgruppe hat einen hohen Einfluss auf die antigene Enzymaktivität des Gastrointestinaltrakts, da die Expression des Antigens hier durch das Sekretorgen determiniert wird. Beim Sekretor-Typ weist das Darmepithel mehrere Hydrolasen mit Blutgruppenantigenexpression auf, wodurch eine Bindung von Bakterien und Lektinen an den Bürstensaum durch vorherige Agglutination vermindert wird. Bei nicht-Sekretoren sind diese nicht aufzufinden. 7

Aktivität der alkalischen Phosphatase

Die Aufgabe der alkalischen Phosphatase ist die Verdauung von Cholesterin und die Absorption von Kalzium. Das Enzym kann nach einer Variante mit normaler molekularer Masse und einer mit hoher molekularer Masse unterschieden werden. Die gesteigerte Aktivität dieses Enzyms bei Sekretoren ist darauf zurückzuführen, dass die Enzymvariante mit einer hochmolekularen Masse nur bei AB0-Sekretoren vorkommt, die Variante mit normaler Masse ist AB0-unabhängig. Studien zufolge variiert die Aktivität der alkalischen Phosphatase unabhängig vom Sekretor-Status innerhalb der Blutgruppen. So weist die Blutgruppe 0 die höchste und Blutgruppe A die niedrigste Aktivität auf, was Rückschlüsse auf die blutgruppenspezifische Verdauung von Nahrungsmitteln wie Fleisch ziehen lässt.

Blutgerinnung

Auch die zur Blutgerinnung nötige Antigenkonzentration des von Willebrand Faktors im Plasma wird durch das AB0-System und den Sekretor-Typ beeinflusst. Durch Messungen der Aktivität des Blutgerinnungsfaktors können Zusammenhänge zwischen Sekretor-Status, dem Lewis Phänotyp und der Blutgerinnungszeit der jeweiligen Blutgruppe ermittelt werden: 8 9

von Willebrand Faktor

Lewis Phänotyp

Blutgerinnung in Bezug auf AB0-System

höchste Aktivität

Le (a-b-)

Schnellste Gerinnung, vor allem bei A,B und AB

mittlere Aktivität

Le (a+b-)

Verhältnissmäßig schnelle Gerinnung, vor allem bei 0 allerdings höhere Konzentration des Antigens als bei nicht-Sekretoren

niedrigste Aktivität

Le(a-b+)

Längste Gerinnungszeit, vor allem bei 0

2.3 Lektine

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Abb. 2
Bändermodell des Rizins (A-Kette in blau, B-Kette in orange dargestellt)
Quelle: Wikimedia Commons

2.3.1 Allgemeine Beschreibung

Lektine (Abb. 2) sind komplexe Proteine oder Glykoproteine mit der Eigenschaft spezifische Kohlehydratstrukturen zu binden und somit auch Zellen zu agglutinieren. Sie bestehen meist aus zwei oder vier gleichartigen Untereinheiten und weisen mindestens zwei Zuckerbindungsstellen auf. Obwohl diese Eigenschaften den Immunglobulinen sehr ähnlich sind, können sie nicht mit diesen in Relation gesetzt werden.

Antikörper

Lektine

Synthese ist induzierbar

Nicht induzierbar

Gegen jede Determinante

Zuckerspezifisch

Immer gleicher Bauplan

Unterschiedliche Proteinfamilien

Des Weiteren haben Lektine keine enzymatische Aktivität, da sie keine katalytische Wirkung zeigen. Somit wird die kovalente Struktur des Zuckerliganden nicht verändert. Ihre Bindung an Kohlenhydratstrukturen ist Saccharid-spezifisch und reversibel, wobei die Bindungsaffinität durch die Zugänglichkeit der Lektinrezeptoren beeinflusst wird. Auch zeigen Lektine eine höhere Affinität zu Makromolekülen und Zellen als zu einzelnen Kohlenhydraten, da unspezifische Protein-Protein-Wechselwirkungen den Bindungskomplex stabilisieren. 10

2.3.2 Wirkungsweise und Effekte auf den Gastrointestinaltrakt

Die Menge an Lektinen in Nahrungsmitteln variiert stark, allerdings ist in Pflanzen eine hohe Konzentration dieser Stoffgruppe nachweisbar, die über die Nahrungsaufnahme in den Körper gelangt. Dort können sie Auswirkungen auf den Verdauungstrakt, den körpereigenen Metabolismus und die Gesundheit haben, in hohen Dosen können sie zu schwachen allergischen Reaktionen führen. Durch ihre hohe Resistenz gegenüber dem sauren Milieu des Verdauungstraktes, der Widerstandsfähigkeit gegen den Proteinabbau und der Hitzeresistenz ist der Körper fortlaufend diesen Stoffen ausgesetzt. Die Wirkungsweise der Lektine auf den Körper beruht auf der Reaktionsfähigkeit mit den Oberflächenepithelrezeptoren des Darms, wobei dies meist im Dünndarm beobachtet werden kann. 11 Das Epithel des Verdauungstraktes hat einen sehr hohen Kohlehydratanteil, da Membranproteine (Abb. 3) wie Rezeptoren vor dem Einbau in den Bürstensaum glycolysiert werden. Durch die Glycolysierung werden Kohlenhydrate an Proteine, Lipide oder andere organische Substanzen geheftet. Auch das sekretierte Muzin ist ein kohlenhydratreiches Glycoprotein. Diese Faktoren sorgen für eine weit gefächerte Bindungsmöglichkeit für Lektine. Allerdings wird ihre Bindungsfähigkeit durch die Kohlenhydratspezifität des Lektins und die hohe Strukturvariabilität der Kohlenhydratkette, die von Blutgruppe, Zelltyp der Schleimhaut und der Lokalisation der Zellen abhängig ist, beschränkt.

Zellmembranstruktur
Abb. 3
Zellmembranstruktur
Quelle: Wikimedia Commons

Die induzierte Veränderung des Zellmetabolismus wird durch die Bindung der Lektine an die glycolysierte Untereinheit des Rezeptorprotein hervorgerufen. Sie binden nach dem Schlüssel-Schloss Prinzip und senden Signale über die membranintegralen Untereinheiten des Rezeptors mit Hilfe des second-messenger-Systems in die Zelle oder treten selbst in die Zelle ein, da sie den Effekt eines physiologischen Liganden imitieren. Somit wird eine dem Liganden entsprechende Reaktion ausgelöst. 12 Des Weiteren können Lektine durch eine Konformationsänderung den Rezeptor blockieren und haben einen allosterisch hemmenden Einfluss auf den Liganden. Das endokrine System wird indirekt durch die Bindung von Lektinen an neuroendokrine Zellen des Verdauungstrakts und die daraus resultierende Ausschüttung von Peptidhormonen in den Kreislauf beeinflusst. Bei einem Durchdringen der Darmwand gelangen Lektine in die Blutbahn und können dort die Effekte von endokrinen Hormonen imitieren. 13

3. Evolutionstheorie der Blutgruppen nach D'Adamo


Nach der vorrausgegangen Darstellung von Hintergrundinformationen zum Verständnis der Blutgruppenernährung nach D’Adamo, wird auf die Theorie selbst eingegangen. Diese stützt sich in ihren Grundzügen auf eine von D’Adamo ausgearbeite evolutionäre Entwicklung der Blutgruppen. Mit Entwicklung der menschlichen Rasse entwickelten sich auch die Blutgruppen, denn die wechselnden klimatischen Verhältnisse, Krankheitserreger und die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln bedurften einer Anpassung und somit einer Veränderung des Blutes, wodurch die unterschiedlichen Blutgruppen des AB0-Systems entstanden:

0 Type; Der Jäger:

Mensch mit der ältesten, grundlegendsten Blutgruppe. Er entstand 40000 v. Chr. durch das katapultieren der Cro-Magnon-Menschen an die Spitze der Nahrungskette. Seine ausschließliche Ernährung von Fleisch und der andauernden Kampf gegen die Umwelteinflüsse zeichneten seinen Verdauungstrakt und sein kräftiges und widerstandsfähiges Immunsystem aus. Da die Menschen kaum natürliche Feinde hatten, wuchs ihre Population explosionsartig an, was dazu führte, dass Fleischreserven zu Grunde gingen und die menschliche Rasse zu wandern begann. Im Zuge diese Wanderungsbewegung zerstreute sich die Basisbevölkerungauf der Erde , dessen Mitglieder die Blutgruppe 0 hatten. Diese Blutgruppe herrscht noch heute vor.

A Type; Der Landwirt:

Entwickelte sich als Antwort auf die neuen Umweltbedingungen in Asien und dem Mittleren Osten um 15000 v.Chr.. Die wichtigsten Kennzeichen der Kultur der Jungsteinzeit waren die Landwirtschaft und die Viehzucht. Da sie ihre unsichere Existenz aufgegeben und sich zum ersten Mal selbst versorgen konnten, gründeten sie stabile Gemeinschaften. Diese Veränderung führte zur Umstellung des Verdauungstraktes und des Immunsystems. Der Körper stellte sich auf Getreide und andere landwirtschaftliche Produkte um.

B Type; Der Nomade:

Entstand 10000-15000 v. Chr. im Gebiet des Himalaya-Hochlandes. Als die Menschen aus den heißen, fruchtbaren Savannen des östlichen Afrikas in das kalte, unwirtliche Hochland des Himalaya kamen, veränderte sich ihr Blut aufgrund des Klimawechsels. Ihre Kultur beruhte auf dem Viehhüten und der Domestizierung wilder Tiere. Dies spiegelte sich in der fleischreichen Ernährung und den Milchprodukten dieser Weidenomaden wieder.

AB Type; Der Rätselhafte:

Sie entstand im Zuge der Vermischung von Europiden der Blutgruppe A mit Mongoliden der Blutgruppe B und kommt bei weniger als 5% der Bevölkerung vor. Ihr Immunsystem besitzt eine erhöhte Fähigkeit zur Produktion spezieller Antikörper gegen mikrobielle Infektionen. Vielleicht ist der Mensch mit der Blutgruppe AB das perfekte Abbild des heutigen Lebens. D’Adamo postuliert dass nach dieser Entwicklung des AB0-Systems keine weiteren evolutionsbedingten Veränderungen aufgetreten seien und daher der grundlegende Ernährungsplan auf die Entstehungsgeschichte der jeweiligen Blutgruppe zurückzuführen sei. (Quelle: D'Adamo)

4. Hintergrund und Struktur des Ernährungsplans


Für eine blutgruppengerechte Ernährung gibt Peter J D `Adamo detailierte Angaben bezüglich der Verträglichkeit einzelner Lebensmittel. Diese teilt er in drei Kategorien ein: "sehr bekömmlich", "neutral" und "zu vermeiden". Als "sehr bekömmlich" bezeichnet er Nahrungsmittel, die medikamentenähnliche Wirkungen auf den Körper haben sollen." Neutrale" Lebensmittel dienen der Deckung des Nährstoffbedarfs, sowie einer abwechslungsreicheren Ernährung. Lebensmittel die mit "zu vermeiden" deklariert sind, sollen toxische Wirkungen auf den Körper haben. Im Folgenden werden die wichtigsten physiologischen Wechselwirkungen der individuellen Blutgruppen mit bestimmten Nahrungsmittelgruppen nach seiner Theorie erläutert.

4.1 Darstellung der individuellen Blutgruppen

4.1.1 Typ 0

Menschen mit Blutgruppe 0 sollten viel Sport treiben und als Hauptbestandteil der Nahrung tierisches Eiweiß zu sich nehmen. Durch die starken körperlichen Anforderungen befinden sich diese Menschen oft in einem Zustand der leichten Ketose. Die durch die Nahrung aufgenommenen Eiweiße und Fette werden zu Ketonkörpern umgebaut, welche zur Konstanthaltung des Blutglucosespiegels genutzt werden.

Faktor Gewichtsabnahme:

Der Hauptfaktor der Gewichtszunahme beim 0 Typ ist das Gluten. Gluten-Lektine hemmen den Insulinstoffwechsel und stören somit die Kalorienausnutzung. Desweitern lagern sich Lektine aus Bohnen und Hülsenfrüchten im Muskelgewebe ein, wodurch der Muskel basisch reagiert und es zu Leistungseinbußen kommt.

Nahrungsmittelanalyse:

Um den Eiweißbedarf zu decken empfiehlt Peter J. D`Adamo mageres rotes Fleisch wie z.B. Rind und Wild, sowie Eier. Zu vermeiden sei fettreiches Fleisch, wie Schwein und Gans. Desweitern empfiehlt er Kaltwasserfische wie z.B. Kabeljau, Hering und Makrele, welche reich an Omega 3 Fettsäuren und Iod sind, was die Hypothyreose des 0 Typs reguliere. Der Verzehr von Milchprodukten sei stark einzuschränken. Als Alternative solle auf Sojaprodukte zurück gegriffen werden. Leinsamenöl und Olivenöl wirken sich positive auf Herz, Arterien und Blutcholesterienspiegel aus. Bohnen und Hülsenfrüchte stellen für den 0 Typ keine wichtigen Ernährungsbestandteile dar. Auf Getreideprodukte solle verzichtet werden, da es weder Getreidearten noch Teigwaren gebe, die für Menschen mit der Blutgruppe 0 als sehr bekömmlich einzustufen seien. Lektine aus Weizenprodukten lösen Abwehrreaktionen im Blut und Verdauungstrakt aus, wodurch Resorptionsvorgänge gestört werden. Sogar Weizenfreie Produkte führen oft zu Verdauungsschwierigkeiten, da der 0 Typ aufgrund seiner genetischen Veranlagung für den Konsum von Getreide nicht gerüstet ist. Auch bei Gemüse nimmt D`Adamo eine blutgruppenspezifische Selektion vor. Er empfiehlt Blattgemüse wie Grünkohl, Brokkoli und Spinat, welches reich an Vitamin K ist. Vitamin K unterstützt die Blutgerinnung, welche beim 0 Typ oft gestört ist. Lektine aus Nachtschattengewächsen sollen arthritische Erkrankungen auslösen, da sie sich in den Gelenken ablagern. Da der Verdauungstrakt des 0 Typs einen erhöhten Säuregrad aufweise, sei darauf zu achten, dass basisch wirkendes Obst wie Feigen und Pflaumen Obstsorten mit hohem Säuregehalt vorzuziehen seien. Träger dieser Blutgruppe sollen hauptsächlich Mineralwasser und grünen Tee zu sich nehmen.

Nahrungsergänzungsmittel: Calcium (keine Milchprodukte!), Jod, Vitamin K

4.1.2 Typ A

Menschen mit der Blutgruppe A haben laut D´Adamo eine Veranlagung zu Herzkrankheiten, Krebs und Diabetes mellitus, da sie ein schwaches Immunsystem haben.

Faktor Gewichtsabnahme:

A Typen sollten sich vegetarisch ernähren, da sie Fleisch schwer verdauen können und es in Form von Körperfett speichern. Der Grund hierfür sei, dass der A Typ zu wenig Magensäure produziere. Milch sei ebenfalls schwer verdaulich, verlangsam den Stoffwechsel und stimuliere die Insulinsynthese. Diese Blutgruppe darf Weizen in limitierten Mengen konsumieren, da bei übermäßigem Verzehr das Muskelgewebe übersäuert. Um die körperliche Fitness zu verbessern und Stress abzubauen, eignen sich gemäßigte isotonische Übungen wie Schwimmen oder Yoga.

Nahrungsmittelanalyse:

Vollmilchprodukte enthalten D-Galaktosamin, welche zusammen mit Fructose das B-Typ Antigen bilden und sind deshalb zu vermeiden. In Bezug auf Fette und Öle, sollten sich A Typen auf Olivenöl beschränken, da dieses reich an ungesättigten Fettsäuren ist und dadurch positiv auf Herzfunktionen und Cholesterinspiegel wirkt. Da diese Personen nur wenig tierisches Eiweiß zu sich nehmen sollten, bilden Nüsse und Samen eine wichtige Eiweißquelle. Besonders positiv wirken Erdnüsse, welche Lektine mit anti-metastasierender Wirkung enthalten. Als zusätzliche Eiweißquellen können Bohnen und Hülsenfrüchte in die Ernährung einbezogen werden. Allerdings sollten Kichererbsen und Kidneybohnen vermieden werden, da diese die Insulinproduktion hemmen. Gemüse in naturbelassenem Zustand sind für den A Typ von größter Wichtigkeit, da sie viele Mineralstoffe, Enzyme und Antioxidantien enthalten. Zur Stärkung des Immunsystems besonders geeignet sind Knoblauch und Zwiebeln, da sie das Antioxidans Quercetin enthalten. Täglich mehrfacher Obstkonsum von alkalischen Früchten und Obstsäften ist förderlich für das Säure-Base-Gleichgewicht des Körpers. Kaffee fördert die Verdauung, da er die Magensäureproduktion anregt und dieselben Enzyme wie Soja enthält.

Nahrungsergänzungsmittel:Vitamine E, B (Gruppe, B12 ist hauptsächlich in Fleisch enthalten) C; Calcium, Eisen (Haupteisenquelle= rotes Fleisch).

4.1.3 Typ B

Der Organismus des B Typs ist besonders anfällig für komplexe Erkrankungen des Immunsystems wie Multiple Sklerose und Lupus. Aufgrund einer vielfältigen Anpassung an komplexe Umwelteinflüsse, kann er sehr gut mit Stress umgehen.

Faktor Gewichtsabnahme:

Auf den Verzehr von Mais, Buchweizen, Linsen, Erdnüssen und Sesam reagiert der B Typ mit Wasseransammlungen im Körper und Hypoglykämie. Diese Phänomene werden durch das in Weizenkeimen vorkommende Gluten-Lektin potenziert. Die Lektine dieser Nahrungsmittel verlangsamen den Stoffwechsel, wodurch vermehrt Körperfett eingelagert wird. Daher sollte auf den Konsum dieser Produkte verzichtet werden. Förderlich für diese Blutgruppe ist Milch zu erwähnen, da sie eine ausgleichende Wirkung auf den Stoffwechsel ausübt.

Nahrungsmittelanalyse:

Die Affinität des B Typs zu Autoimmunerkrankungen steht im Zusammenhang mit Stress und einigen Fleischsorten, wie Hühnerfleisch, welches B-Erythrozyten agglutiniert. Rotes Fleisch, wie Hammel oder Kaninchen, soll Erschöpfungszuständen und Immunschwächen entgegenwirken. Gut verträgliche Eiweißquellen sind Fische und Meeresfrüchte, welche zusammen mit Olivenöl positiv auf die Verdauung wirken. Der Verzehr von Nüssen, Samen und vielen Hülsenfrüchten ist zu meiden, da die enthaltenen Lektine die Insulinproduktion hemmen. Zusätzlich zu Weizen, sollte Roggen vermieden werden, da die enthaltenen Lektine Gefäßsystemerkrankungen begünstigen. Im Bezug auf Obst und Gemüse muss sich der B Typ wenig einschränken, da nur wenige Sorten schädliche Inhaltsstoffe beinhalten, wie z.B. Tomaten und Rhabarber. Gleiches gilt bei Fruchtsäften.

4.1.4 Typ AB

Hat ein übermäßig tolerantes Immunsystem und vermag es die negativen Auswirkungen von Stress umzukehren.

Faktor Gewichtsabnahme:

Der AB Typ produziert wenig Magensäure, obwohl er gleichzeitig durch die B Typ Anpassung auf Fleischverzehr programmiert ist. Dadurch wird Fleisch schwer verdaut und meist in Form von Fett gespeichert. Die Wirkung von Bohnen Buchweizen und Sesam ist dem B Typ ähnlich. Nahrungsmittelanalyse: Tierisches Eiweiß sowie Milchprodukte sollten ähnlich wie bei der Blutgruppe B konsumiert werden. Eier und geringe Mengen an Nüssen und Samen tragen zur Deckung des Eiweißbedarfes bei. Positive Wirkungen zeigen die antioxidativen Inhaltsstoffe aus Linsen. Die Getreideverträglichkeit der Blutgruppe AB entspricht der Blutgruppe A, allerdings sollten Buchweizen und Mais, zugunsten von Hafer und Reis, gemieden werden. Auf Tomaten sollte verzichtet werden, ansonsten sind die meisten Obst und Gemüsesorten wie bei den Blutgruppen A und B gut verträglich. Kräutertees haben eine stimulierende Wirkung auf das Immunsystem.

Nahrungsergänzungsmittel: Vitamin C ( Stärkung des Immunsystems) (Quelle: D'Adamo)

4.2 Blutgruppenernährung und spezifische Lektine - Heilungschance bei Krebs?

D´Adamo behauptet, dass es einen engen Zusammenhang zwischen Blutgruppen, Ernährung und einer großen Anzahl von Multifaktorkrankheiten gebe. Tumorzellen besitzen auf ihrer Oberfläche individuelle Antigene (Marker), an die bestimmte Lektine nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip binden können und somit eine Immunantwort hervorrufen. Tatsächlich gibt es Statistiken, die einen Zusammenhang von Blutgruppen und Tumoranfälligkeit zeigen. Demnach gehören Krebspatienten häufiger der Blutgruppe A an. Blutgruppe 0,B und AB bekommen seltener Tumore. Nach Brustkrebsbehandlungen hatten Frauen der Blutgruppe 0 oder B eine höhere Heilungsquote als Frauen der Blutgruppe A und AB. Gemäß D`Adamo wirken Lektine wie ein "Klebstoff" auf Zellen mit spezifischer Antigenoberfläche. Maligne Zellen zeichnen sich durch eine veränderte Antigenstruktur und deren Anzahl auf der Membranoberfläche aus, sodass sich die Affinität gegenüber dem spezifischen Lektin erhöht. Dadurch ist es möglich, dass diese Zellen stark verklumpen sobald sie mit dem Lektin in Berührung kommen. Diese Verklumpung sorgt für eine Erkennbarkeit der entarteten Zellen für das Immunsystem, da sie der Phagozytose durch Makrophagen ausgesetzt werden. Das Lektin der Weinbergschnecke ( Helix pomatia ) wirkt beispielsweise spezifisch bei der Blutgruppe A. Brustkrebszellen entwickeln eine A Typ ähnliche Antigenstruktur, was ihnen ermöglicht, das Immunsystem des Körpers zu überlisten und in das Lymphknotensystem zu gelangen.

Ein weiteres Lektin, das auf Krebszellen wirken soll, ist in der Sojabohne enthalten. Diese Lektine haben nach D'Adamo eine selektive Wirkung in Bezug auf mutierte A-Typ-Antigene und zwar so spezifisch, dass sie zwischen gesunden und entarteten A-Type Antigenen unterscheiden können. Sojabohnen-Lektine enthalten außerdem Östrogen-ähnliche Verbindungen, wie Genestein und Diaziden, welche eine ausgleichende Wirkung auf den Östrogenspiegel bei Brustkrebspatienten haben und zusätzlich die Blutversorgung der malignen Zellen reduzieren können. Desweiteren spricht D`Adamo Lektinen aus Limabohnen, Linsen und Weizenkeimen eine antikazinogene Wirkung zu. "Leider wissen wir wenig über die Folgen des Zusammenhanges von Blutgruppen und Krebs bei anderen bösartigen Geschwülsten - abgesehen von Brustkrebs." S. 356 4 Blutgruppen Vier Strategien (Quelle: D'Adamo)

5. Wissenschaftliche Kritikpunkte an der Blutgruppenernährung


Die Blutgruppenernährung und P. D´Adamos Versuch seiner Ernährungstheorie eine wissenschaftliche Grundlage zu verschaffen, wird an vielen Stellen seiner Argumentation widerlegt und kritisiert.

Die argumentative Grundlage ist seine Evolutionstheorie, die nicht mit der heutigen wissenschaftlichen Meinung übereinstimmt. Anhand von Untersuchungen des menschlichen Genoms haben Anthropologen festgestellt, „das(s) der Polymorphismus des AB0-Blutgruppensystems schon bestand, ehe der Mensch zum Homo sapiens sapiens wurde. Es wäre sonst kaum möglich, dass beim Schimpansen die Blutgruppen 0 und A ebenfalls vorhanden sind und die Blutgruppe B bei unserem noch älteren Verwandten, dem Gorilla, ausschließlich vorkommt.“ 14 15

Demzufolge sind die Blutgruppen bedeutend älter als von D´Adamo behauptet und seine eigentliche Grundlage zur Blutgruppenernährung somit nicht mehr haltbar. Zusätzlich unterstellt D´Adamo, dass es seit der Entwicklung der Blutgruppen keine Evolution gegeben habe, die eine Anpassung an die Erweiterung der Nahrungsgrundlage bewirkt hätte. Das wiederum widerspricht einer Grundannahme der Evolutionstheorie, die besagt, dass es keine nicht angepassten Individuen in einer Population gebe. Speziell auf die codierenden Allele des ABO-Systems bezogen ist sehr wohl bekannt, dass die jeweilige Blutgruppe „nur eine grobe Auskunft über den Phänotyp“ gibt, da „zahleiche Mutationen im Gen der Glykosyltransferase […] phänotypisch oft nicht feststellbar sind.“ (Quelle: Biochemische Grundlagen der Blutgruppen)

Ein weiteres Beispiel für eine laufende Evolution ist die erst ca. 7000 Jahre alte Genmutation, die es Europäern ermöglicht Laktose auch im Erwachsenenalter zu verdauen. Durch den großen Selektionsvorteil besitzen mittlerweile 80% der aus Europa stammenden Bevölkerung diese Mutation, die blutgruppenunabhängig vererbt wird. Die durch einen Enzymmangel verursachte Laktoseintoleranz betrifft immer noch den Großteil der Weltbevölkerung. D´Adamo rät, dass z.B. auch Asiaten mit Blutgruppe B Milchprodukte in ihre Ernährung mit einbeziehen sollten. Da jedoch der Großteil der asiatischen Bevölkerung Laktose nicht verträgt, sind schwere Verdauungsstörungen nach dem Verzehr von Milchprodukten zu erwarten. 16

Des Weiteren gibt es keine wissenschaftlichen Beweise für die Agglutination der Erythrozyten durch Lektine im Körper. Zwar kann bei Laborversuchen eine Agglutination der Erythrozyten festgestellt werden, allerdings lassen sich diese Ergebnisse nicht auf die physiologischen Bedingungen im menschlichen Körper übertragen. Lektine aus Tomaten, Erdnüssen und Weizenkeimen sind messbar in der Lage, bei der Verdauung in die Blutbahn zu gelangen. Jedoch zeigen Studien, dass die Mengen der aufgenommenen Lektine zu gering sind um den Darmtrakt ernsthaft zu schädigen, da dieser auch eine Schutzschicht aus Glykokonjugaten und eine sehr große Absorptionsfläche besitzt, die der geringen Anzahl von Lektinen gegenübersteht und ihre Toxizität verringert. 17

Da Lektine eine große Stoffgruppe mit verschiedenen Wirkungen und Eigenschaften sind, können unterschiedliche Lektine sogar gesundheitsfördernde Effekte haben, zum Beispiel können bestimmte Lektine die Entstehung von Darmkrebs hemmen.D´Adamos Verallgemeinerung der Stoffgruppe der Lektine, die teilweise sogar körpereigen sein können, entspricht daher nicht ihrer großen Vielfalt. Der Körper stellt blutgruppenunspezifisch Lektine her, die prinzipiell die Fähigkeit zur Erythrozytenagglutination haben. Daher kann die verallgemeinernde Darstellung der Gefährdung des Organismus durch Lektine nicht gehalten werden. Auch die spezifischen Charakterisierungen einiger Lektine widersprechen den speziellen bindungsspezifischen Eigenschaften dieser Stoffe. Lektine aus Weizenkeimen binden z.B. unspezifisch Erythrozyten, wobei in vivo keine Verklumpungen beobachtet werden können. Die von D´Adamo als gefährlich eingestuften Nachtschattengewächse (z.B. Tomate und Kartoffel) binden blutgruppenunspezifisch und werden daher fälschlicherweise als Agglutinationsfaktoren eingestuft. Gleichenfalls besitzt Erdnusslektin eine hohe Affinität zu D-Galaktosyl-β-(1-3)-N-Acetyl-D-Galaktosamin und nicht, wie D`Adamo im Sinne seiner Lehre behauptet, zu dem A-Epitop. 18

Neben der falschen Darstellung der Wirkungsweise, spricht D’Adamo bestimmten Lektinen auch eine krebsheilende Aktivität zu. Dies ist in keinster Weise wissenschaftlich haltbar, da weder eine anti-metastatische Wirkung noch eine ausreichende Zielgenauigkeit für entartete Zellen belegt werden kann. Laut seiner Theorie würde es wohl eher zu einer Agglutination der Blutzellen führen, als zu einer von Tumorzellen. Demzufolge lässt sich keine wissenschaftlich standhafte Begründung für die Blutgruppendiät nach D`Adamo finden. Wie genau Lektine im Körper wirken, wird sicherlich in den nächsten Jahren genauer erforscht werden, da Lektine durch ihre spezifischen Eigenschaften wahrscheinlich neue Wirkungswege für unterschiedliche Medikamente eröffnen. 19

6. Selbstversuch


D’Adamos Blutgruppendiät wurde von drei Probanden der Blutgruppe 0 über einen Zeitraum von zwei Wochen auf Alltagstauglichkeit und von ihm postulierten positiven Veränderungen bezüglich des Wohlbefindens und der Gewichtsreduktion getestet. Während der Laufzeit des Versuches folgten die Probanden dem zuvor erwähnten Ernährungsplan der Blutgruppe 0, der es allerdings nahezu unmöglich machte, Mahlzeiten zu sich zu nehmen, die nicht vorher selbst aus frischen Zutaten hergestellt wurden, da nahezu überall „zu vermeidende“ Inhaltsstoffe enthalten waren. Bezüglich der Alltagstauglichkeit wurde die Blutgruppendiät daher negativ bewertet.

Probant

Alter

Gewichtsverlust

Subjektive Veränderung des Wohlbefindens

Große Änderungen im Speiseplan:

A(weibl)

23

2kg

Anfangs öfter Unterzuckerungen, einseitige Ernährung

Verzicht auf Milchprodukte

B(weibl)

22

1.5kg

Häufiges Hungergefühl, Müdigkeit

Verzicht auf Kaffee

C(männl.)

22

0kg

Weniger Sodbrennen

Verzicht auf Weizenprodukte und Kartoffeln

Die Erfolge im Bezug auf die Gewichtsabnahme, die durch die Blutgruppendiät erzielt wurden, lassen sich mit einer negativen Bruttoenergiezufuhr erklären. Diese Grundlage nutzen auch alle anderen Diäten, wie das zur Blutgruppe 0 sehr ähnliche „low-carb“ System. Des Weiteren können keine positiven Effekte auf die Gesundheit bzw. medikamentenähnliche Wirkungen von verschiedenen Lebensmitteln festgestellt werden. Langzeitig ist eher zu befürchten, dass die sehr einseitige Ernährung zu Mangelerscheinungen führt, sofern diese nicht durch Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln verhindert werden. Das Ziel einer ausgewogenen, gesunden Ernährung sollte jedoch sein, dem Körper über die tägliche Ernährung alle notwendigen Nährstoffe zuzuführen. Insgesamt konnte keine positive Bilanz bezüglich eines gesteigerten Wohlbefindens gezogen werden, allerdings konnte der Proband C eine Verringerung seiner Beschwerden bezüglich seines Sodbrennens feststellen.

7. Literatur- und Quellenverzeichnis


Allgemeine Beschreibung von Lektinen

Gesundheitliche Risiken von Vollkorn

Website D'Adamo

Blutgruppendiät

7.2 Fachliche Referenzen

Biochemische Grundlagen des ABO-Blutgruppensystems, Medizinerpraktikum der Ruhr-Universität-Bochung

  1. Dr. Peter J. DAdamo, Catherine Whitney, 4 Blutgruppen - Vier Strategien für ein gesundes Leben, Piper Verlag, 2010;ISBN978-3-492-22811-4 (1)

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  8. D'Adamo und Kelly, Metabolic and Immunologic Consequences of ABH Secretor and Lewis Subtype Status, Alternative Medicine Review, Volume 6, Number 4, 2001, www.altmedrev.com/sobi2.html?sobi2Task=dd_download&fid=256 (8)

  9. Vladimirova SG, Tarasova LN., Determination of the Willebrandt factor antigen by immunoenzyme technique, Klin Lab Diagn. 2010 Jan;(1):39-43. (9)

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  12. Bajaj M, Hinge A, Limaye LS, Gupta RK, Surolia A, Kale VP., Mannose-binding dietary lectins induce adipogenic differentiation of the marrow-derived mesenchymal cells via an active insulin-like signaling mechanism, Glycobiology. 2010 Nov 23. [Epub ahead of print] (12)

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  16. Ulrich Bahnsen, Grollen im Darm, Die Zeit online, 2007 (16)

  17. Dr. B. Watzl, Dr. U. Schlemmer, Prof. Dr. G. Rechkemmer , Gesundheitliche Risiken von Vollkorn, Forschung, Klinik und Praxis 03/2002 (17)

  18. DEG, Stellungnahme der DGE: Die Blutgruppendiät von P. J. D'Adamo, Forschung, Klinik und Praxis 06/2000 (18)

  19. Prof. Dr. Hans-Joachim Gabius, München, Dr. Sigrun Gabius, Rosenheim, Blutgruppendiät ist wissenschaftlich nicht haltbar, DGE aktuell 19/00 vom 13.06.2000 (19)

Blutgruppenernahrung (last edited 2014-02-14 21:56:53 by PeterUveges)